
Die Geschichte des Drahtziehens in Allersberg beginnt mit der Flucht von Sybilla Maurer vor dem Zunftzwang der Freystädter Drahtzieher im Jahr 1690. Sie zog nach Allersberg, heiratete dort Johann Georg Heckel und baute mit ihrem Wissen die kurz zuvor gegründete, familieneigene Drahtzieherei auf.
Kurz bevor Johann Georg Heckel 1707 jung verstarb, nahm er seiner Frau das Versprechen ab, die Firma weiterzuführen und wieder zu heiraten. Sogar einen Favoriten hatte er sich ausgesucht. Sein guter Freund Jacob Gilardi erschien ihm fähig, die Firma weiter aufzubauen. Sybilla Heckel folgte der Empfehlung und Jacob Gilardi übernahm die Leitung der Drahtzieherei und entwickelte diese zu einem der bedeutendsten leonischen Unternehmen seiner Zeit.
1721 kaufte er schließlich zwei Häuser am Allersberger Marktplatz, ließ diese abreißen und errichtete auf dem Grundstück ein imposantes Wohn- und Firmengebäude.
Nach dem Tod von Jacob Gilardi im Jahr 1730 übernahmen die Kinder die Drahtzieherei und führten das Unternehmen zunächst erfolgreich weiter, doch die Gründung mehrerer Leonischer Fabriken in Kurbayern und Österreich ab 1770 bringen die Firma erstmals in Schwierigkeiten. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Geschäfte der einstigen Weltfirma zu einer regelrechten Berg- und Talfahrt, ehe 1892 der endgültige Konkurs feststand.
Die Nürnberger Familie Geiershoefer übernahm das Unternehmen und begann, Christbaumschmuck aus Draht herzustellen. Tatsächlich konnte die Drahtieherei mit diesem Konzept zunächst wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Doch die Geiershoefers waren jüdischer Abstammung und so wurde das Unternehmen 1938 durch die Nationalsozialisten Zwangsenteignet. Die Familie floh nach England, kehrte aber nach dem Krieg wieder zurück und begann 1946 mit dem Wiederaufbau der zerstörten Firma.
Der Christbaumschmuck erwies sich erneut als gefragtes Produkt und so wurde die Drahtzieherei schnell wieder ein gefragter Zulieferer. Bis 2006 existierte die Firma Jacob Gilardi, ehe sie schließlich endgültig geschlossen wurde.
Die Firma Gilardi hat in ganz Allersberg ihre Spuren hinterlassen, die sich zu erkunden lohnen.
Gegenüber des Gilardihauses befindet sich die Stadtpfarrkirche in der die Totenschilder der Gründerfamilie zu finden sind.
Links neben dem ehemaligen Fabrikanwesen verläuft die Gilardistraße. Dieser kann man folgen und erreicht über die Lerchenfeldstraße den ehemaligen Bahnhof, der früher ein wichtiger Umschlagplatz für die Waren der Firma Gilardi war.
Etwas außerhalb der Stadt, am Rande der St2225, die östlich am Rothsee vorbeiführt, befindet sich das ehemalige Jagdschloss der Firma Gilardi.

Gilardi-Anwesen Allersberg
Marktplatz 20
90584 Allersberg
Das Gilardihaus befindet sich aktuell in einer umfassenden Renovierungsphase. Dennoch ist der Eingangsbereich im Erdgeschoss zu normalen Verkehrszeiten begehbar und beherbergt immer wieder kleinere Ausstellungen.
1689 | Gründung durch Johann Georg Heckel |
1692 | Übernahme durch Johann und Sybilla Heckel |
1707 | Tod von Johann Heckel |
1709 | Jacob Gilardi übernimmt die Firma |
1721 | Gilardi beginnt mit dem Neubau am Marktplatz |
1728 | Bezug des fertigen Hauses |
1770 | Wirtschaftliche Probleme durch neue Konkurrenz |
1843 | Erster Konkurs unter Joseph Jakob Gilardi |
1876 | Tod des letzten Gilardi, Schwager Carl Stiegert übernimmt |
1892 | Carl Stiegert meldet Konkurs an |
1892 | Anton Geiershoerfer kauft die Firma, Beginn des Christbaumschmucks |
1938 | Zwangsarisierung und Flucht der Familie |
1945 | Zerstörung des Westflügels durch Gefechte |
1946 | Rückkehr der Familie Geiershoefer |
1978 | Umfassende Renovierungsarbeiten |
1996 | Erneuter Umzug der Familie nach England |
2006 | Endgültige Aufgabe der Firma |