
Die Simmelsdorfer Mühle wurde im späten 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, diente zunächst aber als Farbhammer. Diese Funktion behielt das Anwesen auch für die folgenden zweihundert Jahre und ging im frühen 17. Jahrhundert in den Besitz der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher über.
Diese vergaben das Lehen 1701 an den Nürnberger Papierhändler Adam Hieronimus Oheim, der in dem Anwesen eine Papiermühle einrichtete. Eigentümer aber blieben weiterhin die Tucher, die den Großteil des hergestellten Papieres direkt abnahmen und deren Wappen zunächst auch als Wasserzeichen auf dem Papier zu finden war.
Im Jahr 1844 kaufte Johann Bernhaupt schließlich die Mühle endgültig, nachdem sein Großvater bereits das Lehen erworben hatte. Die Familie betrieb die Papiermanufaktur noch bis 1860 ehe mit der "Papiermüllerin" Kunigunde Hollfelder - sie hatte zwei Ehemänner überlebt - die letzte Bernhaupt verstarb.
Damit endete auch die Ära der Papiermühle, denn als in dieser Zeit Heinrich Drechsler das Anwesen übernahm, war die Fertigung gegenüber den industriellen Papierfabriken längst nicht mehr konkurrenzfähig. Also richtete er in der Mühle eine Glasschleiferei ein, errichtete den bis heute markanten Werkstatttrakt und führte die kleine Fabrik für mehrere Jahre.
in den 1890er Jahren erfuhr die Mühle ihren letzten Umbau. Aus der Glasschleiferei wurde eine Bronzefabrik, die bis zur Jahrhundertwende im Betrieb blieb.
Während des 20. Jahrhunderts stand das Anwesen leer und verfiel zunehmend. Erst 1976 formierte sich eine Gruppe Simmelsdorfer Bürger, kaufte die Mühle und richtete sie wieder her. 1998 entstand dort eine erfolgreiche Kleinkunstbühne, die aber nach zehn Jahren in größere Räumlichkeiten umzog. Heute finden dort noch vereinzelt Konzerte und Veranstaltungen statt.
Keine fünf Minuten entfernt befindet sich das Tucherschloss, in dem das Nürnberger Patriziergeschlecht und Besitzer der Papiermühle residierte.
Direkt daneben befinden sich mehrere Amtshäuser der Tucher und südwestlich des Schlosses, in einem Waldstück, die Gruftkapelle der berühmten Familie.

Papiermühle Simmelsdorf
Osternoher Weg 12
91245 Simmelsdorf
Die Mühle kann problemlos von allen Seiten betrachtet werden, der Hof und die Räumlichkeiten werden aber nur zu bestimmten Terminen geöffnet.
15.Jh. | Erste Erwähnung |
16.Jh. | Besitz der Nürnberger Familie Kanler |
17.Jh. | Besitz der Patrizierfamilie Tucher |
1701 | Umbau zur Papiermühle |
1726 | Die Familie Bernhaupt pachtet die Mühle |
1844 | Kauf der Mühle durch die Bernhaupts |
1860 | Umwandlung in eine Glasschleiferei |
1890er | Umwandlung in eine Bronzefabrik |
20.Jh. | Leerstand und Verfall |
1976 | Kauf und Renovierung durch Simmelsdorfer Bürger |
1998 | Kleinkunstbühne |
2008 | Veranstaltungssaal |